Blog eines Peritonealdialysepatienten

Der Dialysebeginn

Kapitel 2: Der Dialysebeginn

Seit dem Moment, als ich erfuhr, dass ich Dialysepatient werden würde, hat sich einiges in meinem Leben verändert. Meine Gesundheit war plötzlich nicht mehr selbstverständlich. Ab diesem Zeitpunkt gab es kein Zurück mehr. Die chronische Nierenerkrankung würde nicht mehr verschwinden und mein Zustand würde sich nur noch verschlechtern.

Zu dieser Zeit hatte ich gerade eine neue Arbeitsstelle angetreten und war in der Probezeit. Der Job war super bezahlt und machte mir richtig Spaß. Meine vorherige Stelle hatte ich gekündigt, weil ich frustriert und unzufrieden war. Nie hätte ich gedacht, dass Arbeit mal Spaß machen könnte, aber bei diesem neuen Job war es anders.

Es ging sogar so weit, dass ich einmal vergaß, dass ich Urlaub hatte. Ich habe dort wirklich gern gearbeitet.

Warum ich das erwähne? Nun ja, ich war ja in der Probezeit. Und wenn ein Arbeitgeber erfährt, dass jemand schwerbehindert wird… na ja, wir wissen alle, dass das nicht gut ankommt.

Und tatsächlich, nach nur 4 Monaten wurde ich aus der Probezeit entlassen. Immer wieder muss ich schmunzeln, wenn ich höre, wie sehr Firmen darauf erpicht sind, so inklusiv wie möglich zu sein. Tja, ich bin das lebende Beispiel dafür, wie sehr das nicht zutrifft.

Ich hatte einen Firmenwagen, super Kollegen, eine Arbeit, die Spaß machte, und einen Platz, an dem ich mich wohlfühlte. Tja, so schnell kann es gehen.

Man muss natürlich auch sagen, ich war selbst daran schuld. Immerhin spielte ich den ehrlichen Menschen und ging mit dieser Nachricht direkt zum Chef, in der Hoffnung, man könnte eine Lösung finden. War vielleicht nicht die beste Idee, die ich hatte.

Ab dem 1. September 2023 war ich dann arbeitslos. Gratulation.

Jetzt hatte ich alle Zeit der Welt, um mich mir selbst zu widmen. Und so war es dann auch.

Nebenbei füllte ich brav alle Anträge für das Arbeitslosengeld 1 aus und kümmerte mich Stück für Stück um die nötigen Dinge. Dieser Akt kann schon ziemlich anstrengend sein. Glücklicherweise hatte ich früh eine Berufsunfähigkeitsversicherung abgeschlossen. Gott sei Dank! Der Antrag dazu war ziemlich kräftezehrend, weil viele Dinge verlangt wurden. Letztendlich hat mich das aber gerettet. Allein auf Arbeitslosengeld 1 wäre ich nicht weit gekommen.

So lebte ich erst mal von Arbeitslosengeld 1 und wartete auf die Operation, die mich dann zum Dialysepatienten machen würde. Mit der Frage, wie es beruflich weitergehen würde, hatte ich mich noch nicht vollständig auseinandergesetzt. Nur die Schritte bei der Arbeitsagentur hatte ich Stück für Stück abgeklappert.

Nach ein paar Wochen stand meine Operation fest. Ich hatte mich schnell für die Peritonealdialyse entschieden. Für mich war das in dem Moment die beste Entscheidung und ich denke das immer noch. Ich wusste zwar nicht vollständig, was auf mich zukommt, aber der Gedanke an diese Dialyseform gefiel mir besser als die Hämodialyse. Falls du nicht weißt, worum es bei den Formen geht, hier eine grobe Übersicht:

Hämodialyse

  • Definition: Verfahren, bei dem das Blut durch eine Maschine (Dialysator) geleitet wird, um Abfallstoffe und überschüssige Flüssigkeiten zu entfernen.
  • Ablauf: Blut wird aus dem Körper durch einen Gefäßzugang zur Dialysemaschine geleitet. Der Dialysator filtert das Blut und leitet es zurück in den Körper. Sitzungen dauern etwa 4 Stunden, 3-4 Mal pro Woche.
  • Vorteile: Effiziente Reinigung des Blutes.
  • Nachteile: Regelmäßige Klinikbesuche erforderlich. Mögliche Komplikationen wie Infektionen und Blutdruckabfälle.

Peritonealdialyse

  • Definition: Verfahren, bei dem die Bauchhöhle (Peritonealhöhle) als Filter verwendet wird.
  • Ablauf: Ein Katheter wird in die Bauchhöhle eingeführt. Dialyselösung wird in die Bauchhöhle eingefüllt und nach einigen Stunden abgelassen. Austausch kann manuell mehrmals täglich oder automatisch über Nacht erfolgen.
  • Vorteile: Kann zu Hause durchgeführt werden, bietet mehr Flexibilität.
  • Nachteile: Erfordert strenge Hygiene. Erhöhtes Infektionsrisiko (Peritonitis).

Wie man sieht, ist man bei der Peritonealdialyse einfach flexibler. Das war mir persönlich wichtig. Für mich war das das Hauptkriterium und ich bin ganz zufrieden damit. Also bekam ich eine Operation, bei der mir ein Katheter in die Bauchhöhle gelegt wurde.

Die Operation wurde mehrmals verschoben. Einerseits fand ich das okay, andererseits fiel die Operation auf den 26. Oktober 2023. Ein super Datum, wenn man bedenkt, dass es einen Tag nach meinem Geburtstag war. Als ob das so geplant gewesen wäre. Immerhin begann mein Leben ab da aus einer neuen Perspektive.

Vor der Operation bekam ich ein wenig Angst. Das war das erste Mal, dass ich mich unters Messer legen musste – und zwar mit Narkose. Ich wusste ja nicht, was währenddessen passiert. Und die Angst, vielleicht nicht wieder aufzuwachen, war da, auch wenn es aus ärztlicher Sicht nur ein kleiner Eingriff sei.

Letztendlich kam es zur OP. Ich ging zum Termin erstmal zur Station, um von dort aus mit dem Bett in die OP-Vorbereitung zu kommen. Schließlich wurde ich in das OP-Vorzimmer gerollt. Dort bekam ich verschiedene Mittel per Infusion, darunter die Narkose. Ich musste mich immer wieder beruhigen, weil ich irgendwo die Kontrolle nicht abgeben wollte. Es war beängstigend zu wissen, dass ich gleich einschlafe und nach dem Eingriff wieder aufwache.

Ich schaffte es, einfach loszulassen und schlief schnell ein.

Nach der OP wachte ich langsam wieder auf. Von der OP selbst hatte ich natürlich nichts mitbekommen.

Es war ein interessanter Zustand, in dem ich irgendwie entspannt war, obwohl ich Schmerzen hatte. Als ich wach genug war, bat ich die nächststehende Schwester um Schmerzmittel, um es mir angenehmer zu machen. Glücklicherweise dauerte es nicht lange, bis ich etwas bekam. Mit weniger Schmerzen entspannte ich mich und wurde nach einiger Zeit auf die Station gebracht, um dort weiter versorgt zu werden.

Krankenhausaufenthalte sind nie besonders angenehm, aber dieser war immerhin nicht allzu schlimm. Unmittelbar nach der Operation konnte ich nicht wirklich aufstehen oder laufen, weil meine Seite schmerzte. Man kann sich also erstmal auf Bettruhe einstellen.

Man wird vom Bett aus in eine Flasche urinieren müssen. Und angenehm ist das auch nicht wirklich, da die Stelle, an der man den Katheter bekommt, fast in der Nähe des Beckens ist. Laufen ist, wie gesagt, auch nicht sehr angenehm. Für mich tat schon das Aufstehen weh. Als ich aufstand, hatte ich das Gefühl, mein Bauch wäre instabil. Meistens hielt ich meinen Bauch fest, sobald ich wirklich aufstand.

Am meisten helfen natürlich die Schmerzmittel, also keine Scheu, welche anzufordern. Das macht es erheblich einfacher. Ich bin jetzt nicht die Person, die sich die ganzen Teile reinschmeißt, und als Nierenpatient sollte man sowieso vorsichtig damit umgehen. Aber nach einer OP sind sie nötig, um sich nicht unnötig mit Schmerzen herumzuschlagen.

So viel passierte in den ersten Tagen nicht. Hin und wieder versuchte ich aufzustehen und zu laufen, was ziemlich schwer war. Langsam aber stetig wurde es Tag für Tag besser. Immerhin war es ziemlich schwer, nur mal den Gang in Minischritten hochzulaufen.

Man sollte zumindest so gut man kann auch mal laufen, damit die Muskulatur nicht verkommt.

Da ich an einem Donnerstag die OP bekam, Freitag nicht viel mehr als Bettruhe anstand und am Wochenende keine weiteren Dinge geplant waren, begann die erste Dialyseroutine am Montag, den 30. Oktober 2023. Ab da wurde ich jeden Tag um 7:30 Uhr geweckt, um meine Dialyse am Tag zu beginnen.

Das erste Mal war natürlich Neuland. Es gab viel zu beachten. Hier eine grobe Erklärung des Ablaufs, damit man weiß, was auf einen zukommt. Es hört sich erstmal nach viel an, aber da man das voraussichtlich 3-4 Mal pro Tag macht, hat man die Handgriffe schnell raus und es geht unheimlich schnell. Hierzu gibt es auch von Baxter eine gute Anleitung auf YouTube, wo alles gut beschrieben wird. Um mich nicht in Beschreibungen zu vertiefen, verweise ich auf die Anleitung von Baxter, die man sich gerne anschauen kann, weil dort alle Infos zum Vorgang drin sind, die man benötigt.

Man sollte definitiv alles beachten, was von Baxter aus angewiesen wird. Es ist nämlich anzumerken, dass die Peritonealdialyse leider keine Nierenersatztherapie ist, die unbegrenzt lange eingesetzt werden kann. Die Peritonealdialyse hängt von der Leistungsfähigkeit des Bauchfells ab. Man sagt, dass die Dauer unterschiedlich ist. Sie kann von 5-8 Jahren halten. Es gibt wohl auch welche, die viel kürzer halten, aber das ist nicht die Regel. Leider kann man nicht genau sagen, wie lange sie bei jeder Person hält.

Wenn das Bauchfell nicht mehr herhalten kann, wird man zwangsweise Hämodialysepatient. Im besten Fall bekommt man bis dahin eine Niere zur Transplantation.

Während des Vorgangs sah ich das erste Mal den Katheter. Das war schon ein kleiner Schock für mich. Man ist es nicht gewohnt, dass so ein Teil aus einem herausragt. Aber es wird ein Teil von einem sein. Es gibt auch ein paar Nachteile an dieser Art der Dialyse. Man darf nur noch maximal 10 kg heben, da die Bauchwand durch den Katheter geschwächt ist. Man darf keine Extremsportarten mehr ausüben und muss viel auf Hygiene achten.

Die ersten Male der Dialysevorgänge sind gewöhnungsbedürftig, aber es klappt ganz gut. Wie gesagt, man lernt die Schritte schnell. Man wird auch von der Schwester, die dafür trainiert ist, gut unterwiesen. Davor braucht man sich nicht fürchten.

So hatte ich dann ab da viermal pro Tag die Beutelwechsel, bei denen ich immer selbstständiger wurde. Das Laufen ging immer besser und ich erholte mich schnell von dem Eingriff. Nach ca. 1 1/2 Wochen durfte ich dann schon wieder entlassen werden. Ab da wurde ich vom Dialysezentrum begleitet und beraten. Einmal pro Monat geht man dort zur Untersuchung hin und wird medikamentös eingestellt, also ist man in guten Händen.

Die Dialyse ist definitiv ein Einschnitt im Leben, dessen muss man sich bewusst sein. Auf der anderen Seite hat man nicht die große Wahl, da man die Nierenersatztherapie benötigt, um weiterzuleben, wenn die Leistung der Niere unter 15 % fällt. Mir wurde erzählt, dass man früher viel später mit der Dialyse begonnen hatte. Man wartete ab, auch wenn es der Person offensichtlich schlecht ging. Ich bin froh, dass ich nicht so lange gewartet habe, denn es geht mir definitiv um einiges besser mit der Dialyse als davor. Davor war ich extrem träge und wollte die meiste Zeit zu Hause verbringen. Alles wurde anstrengend und ich hatte oft Probleme, wenn ich bestimmte Sachen gegessen hatte. Das wurde mit der Dialyse erheblich besser. Mit der Dialyse habe ich wieder viel mehr Energie und Lebensmut. Es ist also möglich, weiter ein Leben zu führen. Man wird vom Dialysezentrum gut begleitet und man lernt schnell, was man braucht und was wichtig für einen ist.

Wer auch immer aus welchem Grund das hier liest; ich wünsche dir ein gutes, gesundes Leben! Wenn du ein Nierenpatient bist und eventuell Dialysepatient wirst, falls du dir Sorgen machst: Es geht auf jeden Fall weiter! Man kann gut damit leben! Man muss hier und da ein wenig innovativ werden, aber es geht.

Ich wünsche dir alles Gute weiterhin!